Auf Umwegen zügig ans Ziel: Der Flughafen darf leben!
Irgendwo las ich: Auf dem Weg zum Glück ist solch Gedränge, dass man auf einem Umweg schneller ans Ziel kommt.
Als ich mich 1967 in Mülheim einer Partei anschloss, war ich schon begeisterter Anhänger von allem, was mit der Fliegerei zu tun hatte. Klar, als einer der in Hamburg-Fuhlsbüttel unmittelbar am Zaun des Flughafens seine ersten Lebensjahre verbrachte. Das Nachkriegsbehelfsheim von damals steht nicht mehr, aber die Straße „Weg beim Jäger“ gibt es noch.
Als dann Ende letzten Jahres unsere Mülheimer Zeppelinfirma WDL ihre Pläne zum Bau der neuen Zeppelinhalle vorstellte und keine der im Rat vertretenen Parteien den Ball aufnahm, um entsprechende Genehmigungs-Anträge zu stellen, ergriffen wir die Initiative: Am 3. Januar stand der Antrag vom Bündnis für Bildung für alle sichtbar im Ratsinformationssystem: „Antrag bezüglich langfristigem Fortbestand und zukunftsweisender Entwicklung der WDL-Luftschiffgesellschaft mbH auf dem Flughafengelände“. Ja, das verwunderte andere Parteien. Die FDP verstieg sich auf ihrem Neujahrsempfang durch Peter Beitz zu dem Hinweis, dass das Bündnis für Bildung bei ihnen „geklaut“ hätte. Wo nichts ist, kann man nichts klauen! Der erste, der sich bei mir meldete, war Dr. Hendrik Dönnebrink. Anerkennend kam der Hinweis, dass wir seinem Verwaltungs-Antrag zuvorgekommen sind. Der kam dann tatsächlich am 9. Januar: „Grundsatzbeschluss zur Fortführung des Flughafens Essen/Mülheim bis (mindestens) zum Jahre 2034 und die (gleichzeitige) Verlängerung des Erbbauvertrages mit der Firma WDL Luftschiffgesellschaft mbH unter Berücksichtigung der Möglichkeit einer weiteren Nutzung nach dem Jahr 2034″. Natürlich kamen im weiteren Beratungsverlauf weitere Änderungsanträge zu den „Flughafenanträgen“. Das Bündnis für Bildung hatte das Ziel vor Augen: Die Entwicklung am „lahmenden“ Flughafen muss weitergehen, egal, welche Änderungen vorgenommen werden sollen, wenn dem Grundsatz gefolgt wird. So ließen wir Dr. Hendrik Dönnebrink mit dem Verwaltungs-Antrag den Vortritt und so kam es dann am 13. Februar im Rat zum show down: Der Antrag wurde mit einigen Änderungen nach stundenlanger Diskussion gegen den erbitterten Widerstand der CDU, Bündnis90/DIE GRÜNEN, MBI und einem Einzelvertreter angenommen. Und wir mussten uns aus dem Off hinter uns, wo Presse, Fraktionsgeschäftsführer und Sonstige ihren Platz hatten, anhören: Bündnis für Bildung, die neue FDP 2.0. Nun, darüber muss die FDP nachdenken, wir nicht! Da hat die FDP, die jahrelang den Erhalt des Flughafens wie eine Monstranz vor sich hergetragen hat, geschlafen. Als es darauf ankam, einen Antrag zu stellen, war sie als die „one man show“ überfordert. Sie hat dem Antrag wenigstens pflichtgemäß zugestimmt.
Wie oben beschrieben, auf Umwegen – durch Rückzug unseres Antrags – haben wir unser Ziel erreicht, weil Dr. Hendrik Dönnebrink unseren Antrag als Grundlage für seinen Antrag nahm.
Ende gut, alles gut! Der Flughafen kann leben!
Noch ein kleiner Hinweis als Junge aus Hamburg-Fuhlsbüttel: Die Straße „Weg beim Jäger“ hat nichts mehr mit den Behelfsheim-Siedlungen meiner Kindheit der Nachkriegszeit zu tun. Heute: Ein boomendes Gewerbegebiet mit sehr viel Flughafen-affinem Gewerbe und sicherlich „einigen“ Gewerbesteuerquellen.